Die Scorpions und Frankreich

Matthias Jabs von der Rockband Scorpions gibt Schülerin ein schriftliches Interview

Die Scorpions waren in ihrer langjährigen Geschichte schon immer eine Band mit sehr vielen verschiedenen künstlerischen Facetten. Neben hart vorgetragenen Rocknummern mit teilweise durchaus provokanten und von Freizügigkeit geprägten Texten hatte die Gruppe immer auch eine sanftere Seite, in der sehr romantische, religiöse  und ebenso politische Inhalte einen nicht unerheblichen Raum einnahmen bzw. einnehmen. Dabei vertrat  und vertritt die Band bis heute stets eine klare und eindeutige Position hinsichtlich einer positiven Lebenseinstellung und friedlicher Völkerverständigung.

 

 

Innerhalb dieses Bereiches ihres künstlerischen Gesamtwerkes  gelang der Gruppe auch ihr bekanntestes Lied, „Wind of Change“, das als inoffizielle Hymne auf des Ende des Kalten Krieges weltberühmt wurde und das die Band heute bis heute mit Themen wie Frieden und Versöhnung in Verbindung bringt. Dieser daraus resultierenden Verantwortung blieben sich die Scorpions stets bewusst. Doch schon bereits lange vor der Wende in Europa und deren musikalischer Verarbeitung in dem Lied „Wind of Change“ trugen die Scorpions zu Völkerverständigung bei. Schließlich feierten sie bereits in den 1980er Jahren als deutsche Musiker sensationelle Erfolge in Frankreich, dem lange als „Erbfeind" bezeichneten Nachbarland, mit dem es bis zum Jahre 1945 unzählige katastrophale Kriege gegeben hatte.

Im Jahre 1963 wurde schließlich der “Deutsch-Französische-Freundschaftsvertrag“ in Paris unterzeichnet. Damit aus dieser Ratifizierung mehr werden konnte als nur ein unterschriebenes Schriftdokument bedurfte es eines gegenseitigen kulturellen Austausches zwischen den beiden Ländern, der nicht nur politisch verordnet wurde, sondern aus den jeweiligen Gesellschaften der beiden Nationen heraus aus je eigenem Antrieb entstand. So entwickelten sich seit dem offiziellen Beginn der deutsch-französischen Freundschaft im Jahre 1963 in der Tat bilaterale Kooperationen und Austausche in ganz verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Tourismus, Sport, Mode, Film, Städtepartnerschaften, Jugendorganisationen oder Kunst und Kultur. Diese verschiedenen Felder wurden von den Schülerinnen und Schülern des W-Seminars „Aspekte der deutsch-französischen Freundschaft“ in den jeweiligen Seminararbeiten näher untersucht.

Die Schülerin Felice Esterhammer aus der Q12 befasste sich in diesem Zusammenhang mit dem Gebiet der Musik und beleuchtete dabei das Wirken der deutschen Rockband Scorpions in Frankreich. In Ihren Ausführungen beschäftigt sie sich mit der gesamten nahezu 60-jährigen Geschichte dieser Musikgruppe und arbeitet in diesem Zusammenhang die klare Friedensbotschaft der Band  auch in Hinblick auf die „Deutsch-Französische Freundschaft“ heraus. Dabei geht sie u.a. auf ein Plattencover aus dem Jahre 1977 ein, auf dem 2 Kinder auf einem französischen Soldatenfriedhof Krieg spielen. Dieses Bild zeigt eindringlich, wie leicht und unbemerkt  aus Spiel Ernst werden kann und wie diese Gefahr immer wieder neu besteht.

Ebenso geht Felice Esterhammer auf die großen Erfolge der Scorpions in Frankreich ein, die in den 1980er Jahren begannen. In jenem Jahrzehnt eröffnete die Gruppe z.B. die berühmte Sporthalle in Paris-Bercy, indem sie dort das erste Konzert überhaupt gab, das an jenem Ort stattfand. Zahlreiche weitere Weltstars traten in den folgenden Jahren an dieser Stelle auf. An jenen Ort kehrte die Gruppe auch kurz nach den Terroranschlägen in Paris im November des Jahres 2015 zurück, nachdem dieser Spielort bereits vor diesen Attentaten auf dem Tourneeplan der Gruppe gestanden hatte. Nachdem viele Menschen noch unter dem unmittelbaren Schock der furchtbaren Ereignisse standen, erwog die Gruppe eine Absage des geplanten Konzertes, entschied sich aber schließlich bewusst gegen diese Option, um ein weiteres Zeichen für Frieden zu setzen.

Matthias Jabs, der weltberühmte Lead-Gitarrist der Scorpions, gab der Schülerin in Zusammenhang mit der Erstellung ihrer Seminararbeit dankenswerterweise ein spontanes schriftliches Interview, indem er auf all diese und auf zahlreiche weitere für das spezielle Thema relevante Ereignisse innerhalb der Bandgeschichte einging. Dabei erwähnte er auch sehr explizit  das Konzert nach den Terroranschlägen in Paris, in dessen Verlauf die Scorpions ihrem Ruf als musikalische Botschafter für Frieden einmal mehr sehr gerecht wurden. Jener Auftritt der Gruppe stellte gewiss einen Aufruf zu Völkerverständigung und Frieden dar, aber gewiss auch einen sehr bewegenden Moment innerhalb der deutsch-französischen Freundschaft, da in jenem Augenblick eine deutsche Rockband in Paris selbst ihre Anteilnahme an den Leiden der Opfer des schrecklichen Geschehens , das nur wenige Tage zuvor stattgefunden hatte, deutlich und in dem bewegenden Lied “Send me an angel“, zum Ausdruck brachte. Jener Song wurde an diesem Abend von der Band explizit den Opfern der Anschläge und ihren Angehörigen gewidmet.

Herr Matthias Jabs hat seine ausdrücklich Zustimmung erteilt, dass das von der Schülerin Felice Esterhammer mit ihm geführte schriftliche Interview auf der Homepage unserer Schule veröffentlicht werden darf. Leider hat es das von ihm in seinen Antworten erwähnte Lied „Language of the heart“ nun offenbar doch nicht auf die neue CD der Gruppe mit dem Namen „Rock Believer“ geschafft, die am 25.2.2022 veröffentlicht wurde. In diesem Song soll es über die besondere Beziehung der Band zu Frankreich gehen, sodass es gewiss ein wenig schade ist, dass dieses Lied zumindest momentan noch nicht zu hören ist, da es gewiss einen völkerverbindenden Charakter in sich tragen dürfte und ein bereichernder Beitrag zur „Deutsch-Französischen-Freundschaft“ sein könnte. Dafür heißt eines der weiteren Lieder auf der neuen CD der Gruppe jedoch „Peacemaker“ und wirkt in seinem Inhalt  gewiss dringlicher denn je. Nur einen Tag nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine erschien dieses Lied erstmals  auf CD. Rudolf Schenker , der weitere Gitarrist der Band, sagte dazu kürzlich im Morgenmagazin von ARD und ZDF sinngemäß, dass er darin eine Fügung sehe.  Sowohl in Russland als auch in der Ukraine sind die Scorpions bis heute sehr erfolgreich und so brach Schenker auch in Tränen aus, als er auf den dortigen Krieg angesprochen wurde. Auch dies ist eine Friedensbotschaft, ebenso wie die Zeilen aus „Peacemaker“: “It’s been written in the stars: Forever love! Stop the war!“ Mögen Künstler wie die Scorpions und alle Menschen mit Friedensbotschaften Gehör finden und Kriegsgegner zu Freunden machen, so wie es zwischen Deutschland und Frankreich in der Vergangenheit auch gelang.

Ein ausdrücklicher Dank ergeht in diesem Zusammenhang an Herrn Matthias Jabs für die spontane Beantwortung der Fragen über das Wirken der Scorpions in Frankreich sowie an die Schülerin Felice Esterhammer für die Erstellung und Durchführung des Interviews.

Hier geht's zum Interview:

Language of my heart - nun veröffentlicht: