Antonia Michaelis liest für die 6. und 9. Jahrgangsstufe

Am 11.03.2013 nahmen knapp 300 Schülerinnen und Schüler des Descartes-Gymnasiums an Lesungen mit der Schriftstellerin Antonia Michaelis teil. Da die Autorin sehr vielseitig ist und nicht nur Kinderbücher, sondern auch Werke für Erwachsene schreibt, las sie zuerst für die 6. Klassen aus zwei Jugendbüchern vor, um dann für die 9. Jahrgangsstufe zwei – heute oft auch als Coming-of-Age-Romane bezeichnete – Werke vorzustellen, deren Zielgruppe eher die jungen Erwachsenen darstellen.

Die 1979 in Kiel geborene Autorin ist in Augsburg aufgewachsen. Bevor sie sich hauptberuflich dem Schreiben widmete, studierte sie in Greifswald Medizin, was sich laut eigenen Angaben aber als Irrweg herausstellte. Auf die Frage einer Schülerin, ob man denn vom Schreiben leben könne, antwortete sie, dass sie ganz gut über die Runden komme. Falls das einmal nicht mehr so sein sollte, würde ihr ihr Mann, ein Mediziner, schon ein paar Scheiben Brot abgeben. Heute lebt Michaelis mit ihrer 4-jährigen Tochter und ihrem 2-jährigen Sohn im Norden Deutschlands, gegenüber der Insel Usedom. Die Tatsache, dass ihre Eltern heute noch in Augsburg wohnen, erweist sich als recht praktisch, weil im Falle einer Lesereise im Raum Neuburg die Kinderbetreuung kein Problem darstellt.

Antonia Michaelis Antonia Michaelis

Das erste Buch, das vorgestellt wurde, hat den Titel „Jenseits der Finsterbach-Brücke“. Der Schüler Lasse findet ein Loch in der Mauer, die den Norderwald umgibt, und entdeckt auf der anderen Seite des Finsterbachs eine unbekannte, dunkle Welt. Am Bach trifft er Jörn und unverhofft geraten die beiden Freunde in ein gefährliches Abenteuer: Der Norderwald wird durch etwas Fremdes, Böses bedroht. In der Schwarzen Stadt wird das Leben für Jörns Familie immer unerträglicher und die beiden Jungen erhalten von einem weißen Ritter mysteriöse Botschaften. Sie erkennen, dass zwischen ihren Welten eine geheimnisvolle Verbindung besteht und ein dunkles Geheimnis auf Lasses Vergangenheit lastet.

Frau Michaelis gestaltete den Vortrag aus diesem Buch – genau wie aus den anderen Werken – äußerst lebendig: Es blieb nie bei einer reinen Vorlesung. Sie arbeitete durchwegs mit ausgeprägtem Körpereinsatz; zwischen den vorgelesenen Passagen fasste sie die für das Textverständnis wichtigen Inhalte zusammen und veranschaulichte sie auch mithilfe szenischer Darstellung. In ihrer zweiten Lesung trug sie für die 6. Klassen aus ihrem 2012 erschienenen Werk „Wenn der Windsmann kommt“ vor. Auch hier wird der Leser – wie für Michaelis’ Werk typisch – durch magische Gewalt in seinen Bann gezogen.

Die neunten Klassen konnten dann Auszüge aus einem ihrer neusten Werke („Solange die Nachtigall singt“) und ihrem wohl erfolgreichsten Roman „Der Märchenerzähler“ hören, der seit seiner Erscheinung im Jahr 2011 mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde.

Im zuerst genannten Buch geht es um Jari, der sich nach dem Abschluss seiner Tischlerlehre auf Wanderschaft begibt und dabei auf ein rätselhaftes Mädchen trifft, mit dem er sich in eine im Wald gelegene Enklave begibt. Die Tatsache, dass dort nach dem Konsum von Fliegenpilzen Zeit und Raum für ihn zu verschwimmen drohen, dürfte den einen oder anderen Zuhörer an den Protagonisten von Martin Suters Roman „Die dunkle Seite des Mondes“ erinnert haben, der unter dem Einfluss halluzinogener Pilze eine Persönlichkeitsveränderung erfährt und in den Wald flieht.

Nach einigen Passagen aus dem „Märchenerzähler“ wurden die Schülerinnen und Schüler mit der spannenden Frage zurückgelassen, ob die Hauptdarstellerin Anna, ein Mädchen aus besserem Hause, sich nicht nur in einen Jungen verliebt hat, der mit Drogen dealt, sondern möglicherweise auch in einen Mörder.

Mehrere Schüler und vor allem Schülerinnen folgten der Aufforderung der Autorin, Fragen zu stellen und mit ihr im Anschluss an die Lesung über ihr Werk zu diskutieren. Es bestand für die jungen Leser die Möglichkeit, die Romane am Büchertisch käuflich zu erwerben und sich die neuen Errungenschaften von der Autorin signieren zu lassen. Dank der Kooperation mit der Buchhandlung Hugendubel und der finanziellen Unterstützung des Elternbeirats sowie der Neuburger Studiengenossenschaft konnten die Kosten für die Schüler auch heuer wieder niedrig gehalten werden.

(Wolfgang Kulzer)