Grundwissen Geschichte

Auf den folgenden Seiten wurde vom P-Seminar Geschichte 2011/13 das Grundwissen für die Klassen 6 bis 10 zusammengestellt. Über das Inhaltsverzeichnis rechts kann die jeweilige Klassenstufe ausgewählt werden.


 Grundwissen 6.Klasse

Vorgeschichte:

  • Spuren erster Menschen vor rund 4.000.000 Jahren
  • Entwicklung des heutigen Menschen (=homo sapiens) vor 150.000 Jahren in Afrika

Altsteinzeit (Beginn: vor 2.000.000.Jahren):

  • Zusammenleben der Gruppen in Höhlen und Felsüberhänge
  • Versorgung über Jagen, Sammeln, Herstellung von Werkzeug aus "Naturmitteln" (.z.B.: Stein)

Jungsteinzeit:

  • um 5500 v. Chr. in Europa: Veränderung der Lebensweise: sesshaft in Dorfsiedlungen, Ackerbauer & Viehzüchter
  • Eingreifen in die Natur durch Rodung von Wälder, Züchtung von Pflanzen, etc

Metallzeit in Europa:

  • "Bronzezeit": 1800 - 1000 v. Chr.
  • "Eisenzeit": ab ca. 1000 v. Chr.
  • Spezialisten der Eisenverarbeitung: Kelten
  • Zusammenleben in Stämmen mit Fürsten und Königen in stadtähnlichen Siedlungen

Frühe Hochkultur: Ägypten

  • Beginn der jetzigen Warmzeit um 9000 v. Chr.: Rückzug an den Nil, Zusammenschluss in Dorfgemeinschaften
  • Bau von Deichen und Bewässerungsanlagen
  • Nutzung des Wassers für Landwirtschaft --> Nahrungsüberschüsse --> Arbeitsteilung --> neue Berufe: Handwerker und Händler

Ein Flächenstaat entsteht:

  • Notwendigkeit die immer größer werdenden Gemeinschaftsaufgaben und Versorgung der Menschen zu regeln
  • Entstehung einer Rangordnung:
    • Spitze: Pharao
    • Wesir und schriftkundige Beamte als Stellvertreter des Pharaos: herrschten über Menschen

Die frühen Griechen:

  • Lebensweise und politische Entwicklung abhängig von geografischen Lebensbedingungen: kleine selbstständige Herrschaftsgebiete (--> Unterschied zu Äqypten´s Flächenstaat)
  • Entwicklung der Herrschaftsgebiete unabhängig voneinander , dennoch starkes Zusammengehörigkeitsgefühl (z.B gemeinsame Sprache, Schrift, Glaube an dieselben Götter)
  • von 8.-6.Jh v.Chr: Gründung vieler Kolonien

Die Entwicklung der Stadtstaaten:

  • Spartha: Regelung des Lebens der Bevölkerung durch den Staat z.B militärische Ausbilung für Spartiaten, Bewohner eroberter Gebiete wurden rechtlose Heloten
  • Athen:
    • bis 7.jh v.Chr.: Herrschaft durch den Adel
    • ab 594 v.Chr.: Beginn der Entwicklung zur Staatsform der Demokratie durch Solon
    • 450.v.Chr.: Vollendung der demokratischen Verfassung Athens (Frauen waren von der Politik ausgeschlossen)

Die Epoche des Hellenismus:

  • Beginn mit der Herrschaft Alexander des Großen: Führung eines Feldzugs gegen Perser --> Wandel zum Herrscher über ein großes Weltreich ( Verhehrung wie einen Gott durch die Bevölkerung)
  • Herausbildung dreier großer Diadochenreiche in Kämpfen zwischen seinen Nachfolger --> die Städte wurden bedeutende Handels-, Wirtschafts-, und Wissenschaftszentren und beeinflusste andere Kulturen
  • 1.Jh.v.Chr.: Eroberung der hellenistischen Reiche durch die Römer

Vom Dorf zum Weltreich:

  • um 1000.v.Chr.: Einwanderung der Sabiner, Latiner und später der Etrusker in das heutige Rom: Aufbau einer Königsherrschaft und Ausbau des Dorfes zur Stadt
  • Vertreibung der etruskischen Könige um 510 v.Chr.: Rom wird Republik regiert durch adlige Patrizierfamilien
  • Sicherung von Mitspracherechten für Plebejer im Laufe der Ständekämpfe (450-287 v.Chr.)
  • Entstehung einer neuen Oberschicht während der Ständekämpfe: die Nobilität bestehen aus patrizischen und reichen plebejischen Familien

Expansion und Krise:

  • Folgen des Aufstieg Roms zur Weltmacht
    • Kleinbauer --> landlose Bettler und Tagelöhner - Oberschicht hingegen wird reicher
    • Sklaven verdrängten als billige Arbeitskraft die römischen Tagelöhner
  • Versuche mehrer Politiker die Krise zu lösen: Caesar setzte die republikanische Tradition außer Kraft, nach seiner Ermordung sicherte Octavian sich die Alleinherrschaft

Die Kaiserzeit: Leben im Zentrum und der Provinz

  • Beginn der Kaiserzeit mit Octavian: Einleitung einer Friedenszeit von fast 200 Jahren --> Rom wird zusammenhängendes Reich
  • Regierung des Reichs durch die kaiser von der Millionenstadt Rom,
  • Sicherung der Reichsgrenzen durch Berufsheer --> Verbreitung der Sprache, des Rechts, der Lebensart und Technik der Römer im ganzen Reich

 Grundwissen 7. Klasse

 

1. Wer herrschte im mittelalterlichen Europa?

800: Kaiserkrönung Karls des Großen

Am Weihnachtstag des Jahres 800 krönte Papst Leo III. in Rom Karl den Großen zum Kaiser. Die römischen Adligen bestätigten die Krönung. Karl verstand sich als Diener und Beschützer der römischen Kirche. Erst nach jahrelangen Verhandlungen akzeptierte der oströmische Kaiser Karl den Großen als gleichberechtigten Herrscher.

1077: Heinrich IV. in Canossa

Heinrich IV. (1053-1106) unternahm den „Gang nach Canossa“, um die Lösung vom Kirchenbann des Papstes zu erreichen. Nach Vermittlung durch die Markgräfin Mathilde erreichte Heinrich sein Ziel. Ein Kompromiss wurde 1122 mit dem Wormser Konkordat gefunden. Der Grundkonflikt zwischen Kirche und weltlicher Macht war damit jedoch noch nicht gelöst.

Herzog

Bei den germanischen Stämmen war ein Herzog der erwählte Heerführer, später wurde daraus ein dauerhaftes Amt, z.B. der Anführer eines Stammes (Stammesherzogtum).

 Investitur/Investiturstreit

Als Investitur (von lat. investire = bekleiden) wird die feierliche Einsetzung von hohen Geistlichen in ihr Amt im Mittelalter bezeichnet. Der König wies die Bischöfe, Äbte und Äbtissinnen mit den Investitursymbolen Ring und Stab in ihre Ämter und damit in ihre Machtbefugnisse ein. Die Könige begründeten ihre Mitwirkung damit, dass die Bischöfe mit der Verwaltung des königlichen Besitzes betraut waren. Mit der Kirchenreform im 11. Jahrhundert versuchte die Kirche, den Einfluss der Könige auf kirchenpolitische Angelegenheiten erheblich einzuschränken. Der Investiturstreit zwischen Papst und weltlichen Herrschern dauerte mehrere Jahrzehnte an. Seinen Höhepunkt hatte er in der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII..

Kaiser

Karls Krönung zum Kaiser (entstanden aus dem lateinischen Beinamen „Caesar“ der römischen Kaiser) begründete das mittelalterliche Kaisertum, indem es an das antike römische Kaisertum anknüpfte und zugleich an den Krönungsort Rom und die Krönung durch den Papst gebunden war.

König

Adliger, der gegenüber den Herzögen über die höheren Herrschaftsrechte verfügte. Die Ursprünge des Königtums liegen im „Heerkönigtum“ (Heerführer).

Kreuzzug

Im weiteren Sinne ist unter einem Kreuzzug ein von der Kirche im Mittelalter geförderter Kriegszug gegen „Heiden“ (Ungläubige) und Ketzer (vom rechten Glauben abgewichene) zu verstehen. Ziel war die Ausbreitung oder Wiederherstellung des katholischen Glaubens. Vom Ende des 11. (1095 Kreuzzugsaufruf Papst Urbans II.) bis zum Ende des 13. Jahrhunderts (1291 völlige Vertreibung der Kreuzritter aus Palästina) waren die Kreuzzüge kriegerische Unternehmungen, um das Heilige Land zurückzuerobern. In der Kreuzzugsidee verband sich der Gedanke der Pilgerfahrt und des Kampfes gegen die „Heiden“ mit dem Ziel, das Heilige Grab in Jerusalem zu befreien. Militärische Gewalt und der „Opfertod“ wurden dabei als Akt der Buße gerechtfertigt.

Lehnswesen: Lehnsherr und Vasall

Das Lehen war ein vom Herrn an den Lehnsmann (Vasall) lebenslang geliehenes Gut, für das der Vasall dem Herrn Dienste zu leisten hatte. Lehnsherr und Vasall begaben sich in ein gegenseitiges Pflicht- und Treueverhältnis: Der Herr nahm den Vasallen unter seinen Schutz, verlangte dafür aber im Frieden Rat und im Kriegsfall militärische Hilfe. Als Gegenleistung belohnte der Herr den Vasallen mit einem Lehen. Das Lehen konnte Land sein, aber auch ein Amt oder ein bestimmtes Recht. Grafen, Markgrafen, Herzöge, Bischöfe und Äbte waren Vasallen des Königs (Kronvasallen), die Ämter in der Reichsverwaltung ausübten.

Die Kronvasallen konnten Königsgüter, Ämter und Eigenbesitz an kleinere Vasallen weitergeben, die dann ihrem unmittelbaren Lehnsherrn, aber nicht mehr dem König zu Treue verpflichtet waren.

Reichskirche

Otto I. stärkte die Verbindung des Königtums mit der Kirche, indem er Bistümer und Abteien fast nur noch Geistlichen übertrug, die zuvor am Königshof tätig waren. Sie stützten, wie zum Beispiel sein Bruder Brun, die Macht des Königs. Als Gegenleistung erhielten sie Lehnsgebiete, die sie verwalteten. Die enge Verbindung von Königtum und Kirche wird heute als „Reichskirchensystem“ bezeichnet.

Staufer

Schwäbisches Geschlecht, benannt nach der Stammburg Hohenstaufen. Die Staufer gelangten 1138 mit Konrad III. auf den deutschen Königsthron. Bis 1254 folgten u.a. Friedrich I. und Friedrich II.. Ihre Macht im Reich war vor allem durch den reichen Grundbesitz im Elsass, in Schwaben und Franken begründet.

 

2. Lebensformen und Lebensräume im Mittelalter

Adel

(von ahd. edili = die Edelsten). Bezeichnung für die Schicht mächtiger Familien, die im Mittelalter durch ihre Abstammung und durch Grundbesitz besondere Rechte gegenüber der übrigen Bevölkerung beanspruchte. Die Adligen genossen ein hohes Ansehen in der Gesellschaft und übernahmen oft militärische Dienste und Verwaltungsaufgaben für den König. Sie zahlten keine Steuern. Zum Adel zählten z.B. die Grafen, die Herzöge und später die Ritter. Die Vorrechte des Adels wurden in Europa schrittweise mit der Entwicklung der Demokratie in England und mit der Französischen Revolution (1789) abgeschafft.

Bürger

Der Begriff Bürger bezog sich im Mittelalter auf eine städtische Bevölkerungsgruppe. Bürger hatten das Recht auf Grundbesitz und konnten ihren Wohnsitz frei wechseln. Alle Bürger unterstanden dem Stadtrecht. Dies galt für Männer und Frauen.

Nur die männlichen Vollbürger waren berechtigt, den Rat der Stadt zu wählen und Ämter zu besetzen. Juden waren meist vom Bürgerrecht ausgeschlossen, ebenso Gesellen, Mägde und Tagelöhner. Heute werden alle mit vollen politischen Rechten, z.B. dem Wahlrecht, ausgestatteten Einwohner eines Staates Bürger genannt – unabhängig davon, ob sie auf dem Land oder in einer Stadt leben.

Getto

Abgegrenztes Stadtviertel der Juden; oft erinnern noch heute Straßennamen wie „Judengasse“ daran. Im Laufe des Mittelalters wurde der jüdische Wohnbereich in vielen Städten durch Mauern und Tore umgeben, die man abends verschloss. Juden und Christen lebten dadurch weitgehend isoliert voneinander.

Grundherrschaft

Der Grundherr, z.B. ein Adliger, ein Kloster oder ein Bischof, verfügte über das Obereigentum an Grund und Boden. Er überließ abhängigen Bauern, den Grundholden (=Hörigen), Land zur Bewirtschaftung. Für den Schutz, den der Grundherr gewährte, waren die Hörigen zu Abgaben und Frondiensten verpflichtet. Gänzlich unfreie Bauern, die Leibeigenen, arbeiteten auf dem Herrenland bzw. auf Fronhöfen, die den Mittelpunkt einer Grundherrschaft bildeten. Zwar änderten sich die Form der Abhängigkeit und die Art der Abgaben im Lauf des Mittelalters, doch die Grundherrschaft bestimmte die Wirtschaftsweise und das Leben der Bauern bis ins 19. Jahrhundert.

Patrizier

Patrizier waren Angehörige der städtischen Oberschicht im mittelalterlichen Europa. Zum Patriziat gehörten einflussreiche bürgerliche und adlige Familien, meistens Kaufleute und Großgrundbesitzer. Die Patrizier fühlten sich den Adelsfamilien auf dem Land ebenbürtig. Bis ins 14. Jahrhundert waren allein die Patrizier berechtigt, hohe städtische Ämter zu bekleiden und sich in den regierenden Rat der Stadt wählen zu lassen. Der Anteil der Patrizier betrug in den meisten Städten nicht mehr als 5 bis 10 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Reichsstadt

Im alten Deutschen Reich (bis 1806) gab es Städte, die unmittelbar dem König bzw. Kaiser unterstanden. Diese Reichsstädte zahlten zwar Steuern und sollten die Politik des Herrschers unterstützen, die inneren Angelegenheiten konnte der Rat der Stadt jedoch selbst regeln. Reichsstädte entstanden häufig aus Siedlungen um eine Königspfalz oder –burg, z.B. Nürnberg. Einigen Städten, deren Stadtherr ursprünglich ein Bischof war, gelang es, die Reichsunmittelbarkeit zu erkämpfen, z.B Augsburg und Regensburg. Da der König nur selten anwesend war, empfanden sich die Reichsstädte oft als frei.

Absolutismus

(von lat. legibus absolutus = von den Gesetzen gelöst). Bezeichnung für eine Regierungsform, die ihren Höhepunkt im 17. Und 18. Jahrhundert fand. Der Monarch beanspruchte die uneingeschränkte Macht ohne Mitwirkung der Stände, weil er sich als Stellvertreter Gottes auf Erden verstand. Der Herrscher leitete die Verwaltung, gleichzeitig gingen von ihm die Gesetzgebung und die Rechtsprechung aus.

Gleichgewichtspolitik

Außenpolitische Zielsetzung seit dem 18. Jahrhundert, nach der ein Gleichgewicht der europäischen Mächte (balance of power) sichergestellt werden sollte. Vor allem England vertrat dieses Prinzip, um die Vormacht eines Staates auf dem europäischen Kontinent zu verhindern.

Hegemoniestreben

Streben nach einer Vorrangstellung vor anderen Staaten in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht. Seit dem 17. Jahrhundert ein wichtiges Prinzip in der europäischen Außenpolitik.

Konstitutionelle Monarchie

Die konstitutionelle Monarchie ist eine Form der Staatsverfassung, in der die absolute Macht des Monarchen durch eine Verfassung (Konstitution) beschränkt wird. Sie wurde zuerst in England mit der Bill of Rights von 1689 verwirklicht. Der Monarch wurde in der Gesetzgebung und in der Aufstellung des Staatshaushaltes vom Parlament abhängig.

Merkantilismus

Der Merkantilismus war die vorherrschende Wirtschaftspolitik in der Zeit des Absolutismus. Er hatte das Ziel, die Ausfuhr des Staates zu erhöhen und die Einfuhr zu beschränken. Die Überschüsse aus dem Handel – vor allem durch die Ausfuhr hochwertiger Fertigwaren – wurden als entscheidend für die Erhöhung des Reichtums des Staates betrachtet. Kritiker des Merkantilismus bemängelten die einseitige Ausrichtung auf den Export von Fertigwaren.

Parlament

(von franz. parler = reden) Bezeichnung für eine Volksvertretung, die aus einer oder zwei Kammern besteht. Das erste Parlament entstand in England im ausgehenden 13. Jahrhundert – als eine Folge der Magna Charta. Die Königsmacht wurde durch diese Versammlung eingeschränkt.

Stehendes Heer

Das stehende Heer bildete eine wichtige Säule der absolutistischen Herrschaft. Es bestand auch in Friedenszeiten und machte den König unabhängig von einer Unterstützung des Adels.

 

3. Die Herausbildung der frühneuzeitlichen Staatenwelt

1453: Eroberung Konstantinopels

Die Eroberung der Hauptstadt des Byzantinischen Reiches bedeutete das Ende des Oströmischen Reiches. Sie sicherte den Herrschern des Osmanischen Reiches die Kontrolle des Zugangs zum Schwarzen Meer und des Landweges nach Indien.

Goldene Bulle

Reichsgesetz zur Königswahl, das 1356 von Kaiser Karl IV erlassen wurde und bis 1806 gültig war. Das königliche Goldsiegel (,,Bulle”) gab der Urkunde* ihren Namen. In dem Gesetz wurde u.a. festgelegt:

  1. die Zusammensetzung des Kurfürstenkollegs (drei geistliche und vier weltliche Fürsten),
  2. das Wahlverfahren,
  3. die Rechte der Kurfürsten,
  4. die Durchführung der Reichstage.

Kurfürsten

Den Kurfürsten (Kur = Wahl) stand das Recht der Königswahl zu. Ab 1257, später bestätigt durch die Goldene Bulle von 1356, war es der feste Kreis der drei geistlichen und vier weltlichen Kurfürsten. Die Wahl war ein wesentlicher Bestandteil der politischen Anerkennung des neuen Herrschers.

Ostsiedlung

Deutsche Siedler folgten dem Ruf deutscher und polnischen Fürsten und gründeten seit dem 11. Jahrhundert Dörfer und Städte zwischen Elbe und Oder sowie auf polnischem Herrschaftsgebiet. Die gewaltsame Gründung eines deutschen Ordensstaates belastete die zumeist friedlichen Beziehungen zwischen Deutschen und Polen.

Territorialstaat

Der spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Territorialstaat, ein möglichst geschlossenes Herrschaftsgebiet, löst den auf das Lehnswesen gegründeten ,,Personenverbandsstaat” ab. Herrschaft wird nun zur umfassenden obrigkeitlichen Gewalt, die andere Herrschaftsträger (Adel, Geistlichkeit, Städte) zurückdrängt.

 

4. Neue geistige und räumliche Horizonte

1492: Entdeckung Amerikas

Im Jahr 1492 unternahm der Genueser Christoph Kolumbus im Auftrag des spanischen Königs eine Expedition, um den Seeweg nach Indien zu suchen. Als Kolumbus am 12. Oktober 1492 an Land ging, betrat er nicht- wie er irrtümlich annahm - Indien, sondern einen bis dahin nicht bekannten Kontinent, den man später Amerika nannte. Diese Entdeckung war so bedeutend, dass sie als Beginn eines neuen Zeitalters (Neuzeit) bezeichnet wird.

1517: Beginn der Reformation

(von lat, reformatio = Umgestaltung, Erneuerung). Unter Reformation wird heute zumeist Luthers Kritik an der Kirche verstanden, die er im Jahr 1517 durch die Veröffentlichung seiner 95 Thesen zum ersten Mal öffentlich äußerte. Eigentlich ist mit dem Begriff Reformation die Wiederherstellung eines ursprünglichen Zustands gemeint. Die Reformation im 16. Jahrhundert hatte das Ziel, die Reinheit des Glaubens und die Form der Kirche wiederherzustellen. Sie führte am Ende zu einer Spaltung der Kirche in Katholiken und Protestanten. Aus der Reformationsbewegung entstanden die lutherischen Kirchen.

 1618-1648: Der Dreißigjährige Krieg

Was man 1618 noch als einen Krieg um Glaubensfragen ansehen konnte, entwickelte sich zu einem europäischen Machtkampf in zweierlei Hinsicht: Einerseits wollten protestantische Reichsfürsten ihre Unabhängigkeit gegenüber dem Kaiser durchsetzen, andererseits kämpften die Länder zunehmend um ihre Machtstellung in Europa.

Humanismus

Mit dem Begriff wird eine Lebensanschauung bezeichnet, die unter den Gelehrten im Zeitalter der Renaissance vorherrschte. Die Humanisten traten für eine umfassende Bildung des Menschen ein, Sie studierten die Quellen der antiken Schriftsteller und beschäftigten sich wissenschaftlich mit Sprachen, Geschichte und Philosophie. Der Humanismus begann im 14, Jahrhundert in Italien und breitete sich von dort im Laufe der beiden folgenden Jahrhunderte nach Frankreich, Spanien, England und Deutschland aus.

Martin Luther

Die Lehre von Martin Luther (1483-1546) richtete sich darauf, die Bibel (das Wort Gottes) zur Grundlage des Glaubens und der Theologie zu machen (innere Kritik) und die sittlichen Schwächen der Kirche zu beseitigen (äußere Kritik).

Neuzeit

Die Fortschritte, die im 14. und 15. Jahrhundert erreicht wurden, veranlassten Historiker im 19, Jahrhundert dazu, die Zeit ab etwa 1500 als Neuzeit zu bezeichnen, Es handelt sich hier um die Benennung der Epoche, die auf die Antike und das Mittelalter folgt. Dabei geht man von der Auffassung aus, dass die Entwicklung eines neuen Menschenbildes (Renaissance und Humanismus), die Erfindung des Buchdrucks, die Entdeckungen und die Reformation (siehe S. 178ff.) die Grundlagen der modernen Zeit darstellen.

Renaissance

Bezeichnung für die Wiederentdeckung der antiken Sprache und Kultur. Die Entwicklung begann im ausgehenden 13. Jahrhundert in Italien und breitete sich über 300 Jahre lang in ganz Europa aus. Maler, Bildhauer und Architekten schufen einen neuen Kunststil, nach dem Körper und Bewegungen möglichst wirklichkeitsnah dargestellt wurden. Diese Zeitspanne wird heute als Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit gesehen.

Westfälischer Friede

Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde der Dreißigjährige Krieg beendet, Katholiken, Lutheraner und Calvinisten waren jetzt gleichberechtigt: Das Prinzip, wonach sich die Untertanen nach der Konfession des Fürsten richten mussten, wurde abgeschwächt. Dieses Friedensabkommen zeigt weitere wesentliche Veränderungen an: Die Rangordnung der europäischen Mächte hat sich zu Ungunsten des Deutschen Reiches verschoben. Innerhalb des Reiches bildeten die Reichsstände (Kurfürsten, weitere weltliche und geistliche Fürsten sowie Reichsstädte, die unmittelbar dem Kaiser unterstellt waren) ein starkes Gegengewicht zum Kaiser. Sie herrschten in ihren Gebieten weitgehend selbstständig. Im „lmmer währenden Reichstag" tagten die Ständevertreter seit 1663 in Regensburg.

Ritter

Die Ritter waren die beritten und gepanzert in den Kampf ziehenden Krieger des Mittelalters. Der Ritterstand bildete sich aus dem alten, Grund besitzenden Adel und den ursprünglich unfreien Dienstmannen, die für ihren Herrn kämpften. Ab dem 12. Jahrhundert verband die Ritter, vom einfachen Ministerialen bis hinauf zum König, ein gemeinsames ideal: Kriegsdienst und Treue gegenüber dem Herrn, Schutz der Kirche und der Armen sowie eine kultivierte, ,,ritterliche" Lebensart.

Stadtrecht

Durch die Verleihung des Stadtrechts an eine Siedlung schuf der Stadtgründer einen eigenen Rechtsbezirk. In der Gründungsurkunde wurden die in der Stadt geltenden Privilegien, z. B. das Recht, einen Markt abzuhalten, sowie Rechtsgrundsätze für das Zusammenleben der Bürger und die Pflichten gegenüber dem Stadtherrn festgelegt.

Ständewesen

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit bestimmte die Geburt, zu welchem gesellschaftlichen Stand ein Mensch gehörte, Während sich im frühen Mittelalter die Gesellschaft in Adlige sowie Freie und Unfreie teilte, setzte sich die Kirche seit dem 11. Jahrhundert mit ihrer „Dreiständelehre” (Klerus, Adel und Bauern) durch. im Laufe des Mittelalters kamen die Bürger in den entstehenden Städten zum dritten Stand hinzu, Zu keinem Stand gehörten z.B. Arme, Tagelöhner und die Minderheit der luden. Die Zugehörigkeit zu einem Stand galt als gottgewollt. Sie bestimmte den Zugang zu Berufen, Rechten und Bildungsmöglichkeiten, aber auch die Möglichkeiten politischer Macht. Nur in seltenen Ausnahmefällen konnte man in einen anderen Stand wechseln. Ein wichtiges Merkmal einer ständischen Gesellschaft ist die politische und soziale Ungleichheit zwischen den einzelnen Ständen.

Zunft

Im Mittelalter schlossen sich Menschen oft zu Hilfsgemeinschaften, so genannten Gilden, zusammen. Häufig taten dies Menschen, die in einer Stadt dasselbe Gewerbe ausübten. Ein Beispiel für eine Gilde ist die Zunft, der die Handwerksmeister eines Berufs beitreten mussten (= Zunftzwang). Die Zunft regelte die Arbeitsverhältnisse und sicherte die wirtschaftliche Existenz der einzelnen Handwerker durch die Verhinderung von Konkurrenz, Die Zunftmitgliedschaft prägte aber auch die alltägliche Lebensführung. Zünfte entstanden im 12. ]h. und wurden im 19. Jh. abgeschafft. Heute schließen sich Handwerker zur Förderung gemeinsamer gewerblicher Interessen in lnnungen zusammen.


 Grundwissen 8.Klasse

1. Die Französische Revolution und Europa

14.7.1789: Beginn der Französischen Revolution

Die Erstürmung der Bastille am 14. Juli 1789 sahen Zeitgenossen und Nachwelt als Auftakt und Symbol der Französischen Revolution.

Eine Revolution (lat. Revolutio = Umwälzung) ist ein absichtlicher, meist gewaltsamer und rascher Umsturz einer bestehenden politischen und gesellschaftlichen Ordnung.

Ein solch tiefgreifender Wandel beschränkt sich nicht nur auf ein Ereignis. So kamen in Frankreich verschiedene Entwicklungen zusammen:

  1. Die Revolution der Nationalversammlung, die eine Verfassung ausarbeitet und die Privilegien von Adel und Klerus aufhebt.
  2. Die Revolution in Paris mit dem Sturm der Bastille.
  3. Die Revolution der Bauern, die zum Ende der Leibeigenschaft führt.

1806 Ende des Heiligen Römischen Reichs

1806 verbündeten sich 16 deutsche Staaten politisch und militärisch mit Napoleon im „Rheinbund“ und erklärte ihren Austritt aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Der Kaiser Franz I. legte deshalb die Kaiserkrone nieder und nannte sich nur noch „Kaiser von Österreich“. Damit endete das Reich, das seit der Kaiserkrönung Ottos der Großen (962) bestanden hatte.

Aufklärung

Bezeichnung für eine Denkrichtung in Europa im 17. Und 18. Jahrhundert. Die Aufklärer wollten „das Licht der Vernunft“ gegen kirchliche, feudale und absolutistische Traditionen verbreiten. Zentrale Gedanken waren die Auffassung von der Freiheit und Gleichheit aller Menschen und von der Toleranz gegenüber anderen Meinungen. Mittel zur Durchsetzung der Aufklärung waren vor allem Wissenschaft und Erziehung. Mit der Aufklärung verbindet sich ein optimistischer Glaube an den Fortschritt und die Kraft der Vernunft. Die Aufklärung war ein geschlossenes Denksystem, hatte jedoch enorme Auswirkungen: Die Ideen der Aufklärer haben entscheidend zu Umsturz der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Frankreich und anderen Ländern um 1800 beitragen.

Bürgertum

Im Mittelalter und Früher Neuzeit die freien, vollberechtigten Stadtbewohner, meist Kaufleute und Handwerker; ab dem 18. Jahrhundert Angehörige eier durch Besitz, Bildung und Einstellung gekennzeichnete Schicht, die sich von Adel, Klerus, Bauern und Arbeiter abhebt. Im 19. Und 20. Jahrhundert gelten Unternehmer und Geschäftsleute als Besitzbürger, zu den Bildungsbürgern zählen Freiberufler, höhere Beamte oder Angestellte mit akademischer Bildung; Kleinbürger sind Handwerker oder Kleinhändler. Der Begriff „Staatsbürger meint dagegen alle Einwohner eines Staates mit gleichen „bürgerlichen“ Rechten, z.B. vor Gericht oder bei Wahlen.

Code Civil

Französisches Gesetzbuch von 1804, nach dem Auftraggeber auch „Code Napoléon“ genannt. Der Codo Civil garantiert wichtige Errungenschaften der Französischen Revolution, wie die persönliche Freiheit und die Gleichheit vor dem Gesetz, und beeinflusste viele bis heute gültige Gesetzbücher, z.B. das Bürgerliche Gesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland.

Gewaltenteilung

Aufteilung der staatlichen Gewalt in

  • Gesetzesgebende Gewalt (Legislative)
  • Gesetzesvollziehende, ausführende Gewalt (Exekutive)
  • Rechtssprechende Gewalt ( Judikative)

Die Gewaltenteilung soll die Machtkonzentration in einer Person oder einer Institution verhindern.

Kaisertum Napoleon

Nach der Volksabstimmung krönte sich Napoleon Bonaparte 1804 zum „Kaiser der Franzosen“, Frankreich wurde damit nach den Revolutionsjahren wieder Monarchie. Napoleon sah sich als Nachfolger Kaiser Karls der Großen und wollte mit dem Kaisertitel auch seine Macht nach außen demonstrieren. Nach militärischen Niederlagen wurde Napoleon 1814 als Kaiser abgesetzt und nach Elba, später nach St. Helena verbannt, wo er auch starb.

Menschenrechte

Kernstück der Naturrechtslehre sind die Menschenrechte, also Rechte die jeder Mensch unabhängig von seiner Stellung in Staat, Gesellschaft, Familie, Beruf, Religion und Kultur allein schon durch seine Geburt besitzt. Menschenrechte gelten ohne Rücksticht au Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, politische oder weltanschauliche Vorstellungen, nationale oder soziale Herkunft. Zu den Menschenrechten zählen das Recht auf Leben, die Gleichheit aller Menschen, die Freiheit des Glaubens und das Recht auf freie Meinungsäußerung

Montgelas

Maximilian Joseph Graf von Montgelas (1759-1838) stammte aus der bayerisch-savoyischen Adelsfamilie. Während seines Studiums in Frankreich kam er mit den Ideen der Aufklärung in Berührung. Als wichtigster Berater und Staatsminister der Kurfürsten und späteren Königs Max Josef war er verantwortlich für die inneren Reformen in Bayern am Anfang des 19. Jahrhunderts. Montgelas gilt als Schöpfer des modernen bayerischen Staates.

Nation

Eine große Gruppe von Menschen die sich durch ihre Sprache, Kultur, Geschichte oder durch eine Verfassung verbunden fühlt. Nationen haben oder wollen eine gemeinsame staatliche Organisation und grenzen sich von anderen Nationen ab.

Nationalversammlung

Bezeichnung für eine gewählte Volksvertretung, die eine Verfassung für den Staat erarbeiten soll.

Verfassung

Eine Verfassung beschreibt die grundlegende Ordnung eines Staats und legt die Rechte und Pflichten der Bürger sowie die Aufgabe der verschiedenen Staatsorgane, z.B. des Parlaments und der Regierung, fest. Eine demokratische Verfassung wird meist schriftlich festgehalten, garantiert die Menschenrechte und regelt die Aufteilung der staatlichen Gewalt.

Volkssouveränität

Ein Grundprinzip der Demokratie: Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus, das seinen Willen direkt oder indirekt über gewählte Abgeordnete zu Geltung bringt. Die Volkssouveränität wird nur durch die in der Verfassung festgelegten Menschenrechte beschränkt.

 

2. Einigkeit und Freiheit – Deutschland 1815 bis 1849

1804 Wiener Kongress

Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft wurde eine Neuordnung Europas erforderlich. Diese bewerkstelligten führende Staatsmänner Europas auf dem Wiener Kongress (1814/15)

Drei Prinzipien bestimmten die Beschlüsse:

  1. Restauration: Damit ist die Wiederherstellung der politischen Verhältnisse gemeint, wie sie vor der Französische Revolutionen herrschten.
  2. Legitimation: Damit versuchten die ehemaligen aristokratischen Herrscherhäuser, ihren Herrschaftsanspruch zu begründen.
  3. Solidarität: Um gegen die neuen Ideen (Freiheitsstreben und Nationalismus) wirksam vorgehen zu können, schlossen sich die Fürsten zusammen (Heilige Allianz zwischen Österreich, Russland und Preußen).

1832 Hambacher Fest

Das Hambacher Fest erlangte als „deutsches Nationalfest“ und politische Demonstration einen beachtlichen Zulauf. Die Verbindung der Forderungen nach einem starken Nationalstaat und nach Zusicherung weitreichender Freiheitsrechte erwies sich als eine Klammer für die oppositionellen Kräfte. Auch in der Ablehnung der Fürstenmacht waren sich die Teilnehmer einig, was die alten Herrschaftsträger in Unruhe versetzte.

1848/49 Revolution in Deutschland

In mehreren deutschen Staaten kam es im März 1848 zu revolutionären Unruhen. In Wien und Berlin starben bei Barrikadenkämpfen zahlrieche Revolutionäre, die sich für die Freiheit und nationale Einheit einsetzten. Die Paulskirchenversammlung – das erste gewählte gesamtdeutsche Parlament – sah sich vor die Aufgabe gestellt, eine Verfassung zu erarbeiten und die Einzelstaaten zu einer Einheit zusammenzuführen. Als die Entscheidung für eine konstitutionelle Monarchie gefallen war, lehnte der als Staatsoberhaupt vorgesehene preußische König die ihm angetragene Kaiserkrone ab. Damit war die Paulskirchenversammlung gescheitert. Die alten Herrschaftsträger konnten in der Folgezeit durch den rücksichtslosen Einsatz des Militärs ihre Macht zurückerobern.

Deutscher Bund

Lockerer Zusammenschluss der deutschen Staaten seit 1815; es fehlte eine einheitliche Regierung ebenso wie eine Verfassung. Zentrales Organ war die Bundesversammlung in Frankfurt, von der allerdings keine starke politische Wirksamkeit ausging.

Liberalismus

Mit dem Begriff Liberalismus wird eine politische Bewegung bezeichnet, sie sich in Deutschland nach dem Wiener Kongress herausbildete. Das zentrale Anliegen war die Sicherung der Freiheitsrechte des Einzelne. Insofern wandten sich die Liberalen gegen jede Bevormundung durch den Staat. Um die persönlichen Rechte gewährleisten zu können, drängten sie auf den Erlass einer Verfassung, in der die Grundrechte verbrieft sein sollte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts spielten die Liberalen in den politischen Auseinandersetzungen eine wichtige Rolle, ohne jedoch ihre Ziele vollständig durchsetzen zu können.

Nationalismus

Politische Bewegung, die darauf beruht, dass sich die in einem bestimmten Gebiet zusammenlebende Menschen ihrer Gemeinsamkeiten als Nation bewusst werden (z.B. Sprachen, Kultur, Geschichte) und sich von anderen „Nationen“ abgrenzen. In Deutschland erwachte das Nationalbewusstsein im Zusammenhang mit den Befreiungskriegen gegen die napoleonische Fremdherrschaft.

 

 3. Leben in Deutschland 1850 – 1914

1871 Reichsgründung

Die Gründung des Deutschen Reiches im Januar 1871 erfolgte durch die Proklamation (amtliche Verkündigung, Ausrufung) des preußischen Königs Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser. Nach längeren Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten gelang damit die Gründung eines Nationalstaates – als „kleindeutsche“ Lösung.

Arbeiterbewegung

Gesamtheit der Organisationen der Industriearbeiter, die mit der Industrialisierung und dem kapitalistischen Wirtschaftssystems seit Beginn des 19. Jahrhunderts in Europa entstanden. Die Arbeiterbewegung entwickelte sich zu einer Massenbewegung mit Arbeiterparteien und Gewerkschaften. Sie verstand sich als „Klassenbewegung“, in sich jedoch stark differenziert, mit z.B. traditionellen Handwerkern und „modernen“ Industriearbeitern. Hauptziele der Arbeiterbewegung waren die Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der Arbeiterschaft sowie die politische Emanzipation in einem demokratischen Staat.

Bismarck

Otto von Bismarck (1815 – 1898) entstammte einer alten preußischen Landadelfamilie und wurde im Sinne konservativer, monarchisch geprägter Werte erzogen. Als konservativer Abgeordneter im preußischen Landtag tat er sich dort als Kämpfer gegen die Revolution von 1848 hervor. 1862 berief ihn König Wilhelm I. zum preußischen Ministerpräsidenten. Bismarcks aggressive Kriegspolitik nach außen und seine geschickte Diplomatie gegenüber den deutschen Fürsten führten 1871 zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs, dessen Politik er als Reichskanzler bis 1890 bestimmte.

Deutsches Kaiserreich

Unter dem amtlichen Namen „Deutsches Reich“ wurde mit der Gründung eines deutschen Staates 1871 an die Tradition des „alten“ (deutschen) Reiches vom Mittelalter bis 1806 angeknüpft. Innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches („Kaiserreich“ 1871 – 1918) lebten etwa 42,5 Millionen Einwohner. Das Kaiserreich, unter der Dominanz des preußischen Staates (Bismarck) begründet, war schon zur Zeit seiner Gründung politische umstritten.

Industrielle Revolution

Als „Industrielle Revolution“ werden die tiefgreifenden technischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen bezeichnet, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in England und im übrigen Europa im 19. Jahrhundert begannen. Wesentliche Merkmale waren der Einsatz von Maschinen, die Arbeitsteilung und die Massenproduktion in den entstehenden Fabriken. Der Begriff „Revolution“ wird wegen des für zeitgenössische Beobachter schnellen Verlaufs und der drastischen Veränderung der Arbeits- und Lebensweise vieler Menschen verwendet. Mit „Industrialisierung“ wird der längerfristige Wandel seit dem 18. Jahrhundert in Europa weltweit bezeichnet.

„Kulturkampf“

Bezeichnung des liberalen Abgeordneten Virchow von 1873 für den grundlegenden Konflikt zwischen dem Deutschen Reich und der katholischen Kirche um die (Neu-)Bestimmung des Verhältnisses von Staat und Kirche. Bismarck scheiterte am Widerstand der katholischen Kirche.

Parteien

(lat. pars=Teil). In der Politik der Zusammenschluss von Menschen mit gemeinsamen politischen Vorstellungen und Zielen. Merkmale einer Partei sind:

  1. dauerhafte Organisation
  2. Parteiprogramme
  3. Wille zur Einflussnahme, z.B. durch Wahlen und Teilnahme an der Regierungsgewalt.

Parteien im modernen Sinne entstanden mit dem Parlamentarismus seit der Mitte des 19. Jahrhunderts aus Wahlverein und politischen Klubs.

Reichstag

Der Reichstag von 1871 wurde als Volksvertretung nach dem gleichen, geheimen, direkten Mehrheitswahlrecht von Männern über 25 Jahren gewählt. Er hatte in der Verfassung gegenüber dem Kaiser und dem Bundesrat eine schwache Stellung. Alleiniger Inhaber der Souveränität blieb der Kaiser. Die Regierung war dem Parlament gegenüber nicht verantwortlich. Lediglich der Staatshaushalt (ohne Militäretat) wurde von ihm allein beschlossen.

Soziale Frage

Unter sozialer Frage wird die wirtschaftliche und soziale Notlage der entstehenden Industriearbeiterschaft in der frühen Industrialisierung verstanden, vor allem: unsichere Arbeitsplätze, häufige Arbeitslosigkeit, niedrige Löhne, überlange Arbeitszeiten, fehlende soziale Sicherung und Wohnungselend.

Sozialgesetzgebung

Von Bismarck 1883 bis 1889 als „Antwort“ auf die „soziale Frage“ und die Arbeiterbewegung eingeführte Gesetze zur Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung. Beginn einer modernen staatlichen Sozialpolitik.

Sozialismus

(von lat. socius = Genosse). Sozialismus wurde als politisches „Gegenmodell“ zum „bürgerlichen Liberalismus“ entworfen und stellt die Interessen der Gemeinschaft und Gesellschaft über die Rechte des Individuums. An die Stelle des Privateigentums an Produktionsmitteln tritt das Volkseigentum. Die Gleichheit aller Menschen innerhalb der Gesellschaft gilt als eines der obersten Ziele. Sozialistische Ideen wurden als Ziele einer Reform des Liberalismus/ Kapitalismus von der europäischen Arbeiterbewegung, des 19. und 20. Jahrhunderts aufgenommen, z.B. in der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften, jedoch mit der Idee der Demokratie verbunden. Die Verwirklichung sozialistischer Ideen in Herrschaftssystemen im 20. Jahrhundert (z.B. in der Sowjetunion) scheiterte vor allem an mangelnder Freiheit für die Menschen und an wirtschaftlicher Ineffektivität des sozialistischen Systems. Als Kommunismus wurde – vereinfach formuliert – die „Endstufe“ der sozialistischen Gesellschaft verstanden.

Sozialistengesetz

Von Reichskanzler von Bismarck 1878 durchgesetztes „Sondergesetz“ zur Unterdrückung der Sozialdemokratie (Auflösung von Vereinen, Ausweisungen, Druckverbote). Das Gesetz wurde 1890 aufgehoben.

 

4. Imperialismus und der 1. Weltkrieg

1914 – 1918: Erster Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg unterscheidet sich grundlegend von bisherigen Kriegen durch: die Zahl der Opfer (etwa 10 Millionen, 20 Millionen Verwundete und Invaliden), das Ausmaß der Zerstörung, die militärisch-territoriale Ausdehnung, den Einsatz von Millionenheeren und einer gewaltigen Militärmaschinerie mit Luft- und Panzerwaffen. Unmittelbarer Kriegsanlass war das Attentat von Sarajewo.

Langfristige Ursachen liegen in machtpolitischen Gegensätzen und Interessenskonflikten im europäischen Staatensystem und Rivalitäten, die sich aus der imperialistischen Politik ergaben.

Attentat von Sarajewo

Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Ferdinand von 28. Juni 1914 wurde zum Anlass für den Beginn des Ersten Weltkrieges. Aus regionalen Spannungen auf dem Balkan wurde ein kriegerische Auseinandersetzung zwischen den europäischen Großmächten.

Imperialismus

Als Imperialismus wird die Herrschaft infolge seiner industriellen Entwicklung weiterentwickelten Staates über weniger entwickelte Länder bezeichnet. Die Epoche des Imperialismus umfasst den Zeitraum zwischen 1880 und 1918.

Während dieser Zeit betrieben die europäischen Großmächte eine Politik des expansiven (sich ausdehnenden) Nationalismus. Imperiale Herrschaft wurde „direkt“ (Besetzung und Einrichtung einer Kolonialregierung) oder „indirekt“ (Kontrolle über die eingesetzte einheimische Regierung) ausgeübt.

Lenin

Deckname von Wladimir Iljitsch Uljanow (1870 – 1924), russischer Revolutionär und Politiker, unter dessen Führung gemeinsam mit Leo Trotzki die Russische Revolution (Oktober 1917) durchgeführt wurde.

Russische Revolution

Die Russische Revolution von 1917 stellt einen bedeutenden Einschnitt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts dar. Sie führte zum Sturz des Zaren, zu einer radikalen Umwälzung der Machtverhältnisse in Russland und schließlich zur bolschewistischen Einparteienherrschaft. Sie wird als Ausgangspunkt des späteren Ost-West-Konflikts gesehen.

Vertrag von Versailles

Der Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919 beendete den Ersten Weltkrieg völkerrechtlich zwischen dem Deutschen Reich und den Siegermächten. Er sprach Deutschland die Alleinschuld am Esten Weltkrieg zu, bestimmte die neuen Grenzen Deutschlands und regelte Reparationszahlungen und Rüstungsbegrenzungen.

Völkerbund

Staatenvereinigung von 1920 bis 1946 (Auflösung nach Gründung der UNO) zur Sicherung des Weltfriedens und zur wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit. Erste Mitglieder: die Siegermächte des Ersten Weltkrieges (ohne USA) und 13 neutrale Staaten. Die Wirksamkeit des Völkerbundes wird allgemein als gering beurteilt.

Wilhelm II. (1859 – 1941)

Deutscher Kaiser und König von Preußen (1888 bis 1918), ältester Sohn Kaiser Friedrichs III. (1888), Enkel von Wilhelm I., Deutscher Kaiser 1871 – 1888. Wilhelm II. geriet nach seiner Thronbesteigung rasch in Konflikt mit Bismarck. Forsches Auftreten nach außen („Säbelrasseln“) und äußerer Pomp überspielten die inneren Spannungen und Konflikte der deutschen Gesellschaft. Wilhelm II. wurde nach Auffassungen in der Geschichtsforschung seinem selbst auferlegten Führungsanspruch nicht gerecht, seine Politik führte in den Ersten Weltkrieg. Nach dem Sturz der Monarchie 1918 ging er ins Exil in die Niederlande.

 

5. Weimarer Republik

1918 Novemberrevolution

Umsturz der politischen Machtverhältnisse in Deutschland am 9. November 1918 und in den folgenden Wochen: Sturz der Monarchie, Ausrufung der Republik, Zurückdrängen des Rätesystems zu Gunsten einer parlamentarischen Demokratie.

1923 Hitlerputsch

Der Hitlerputsch vom 8./9. November stellte eine starke Gefährdung der Weimarer Demokratie im Krisenjahr 1923 dar. Der Putsch scheiterte am Widerstand der bayrischen Landespolizei. Das milde Urteil – immerhin waren 4 Polizisten erschossen, Banknoten geraubt und Geiseln genommen worden – zeugt von starker Voreingenommenheit des Gerichts gegenüber den Angeklagten.

Inflation

Inflation, lat. „Aufblähung“, ist eine anhaltende Geldentwertung, die durch eine starke Vermehrung der umlaufenden Geldmenge gegenüber dem Güterumlauf entsteht. Als Folge steigen die Preise, es setzt eine Flucht in Sachwerte ein, wie z.B. in den Anfangsjahren der Weimarer Republik. Die Inflation wird am Anstieg des allgemeinen Preisniveaus gemessen. Bei über 50% Preisanstieg in einem Jahr wird von „Hyper-Inflation“ gesprochen. Mit der Stabilisierung der Währung ab November 1923 war eine Billion Papiermark nur noch eine Goldmark wert.

Weimarer Verfassung

Die Weimarer Verfassung trat am 11. August 1919 in Kraft. Deutschland wurde damit eine parlamentarische Republik, in der die Staatsgewalt vom Volke ausging, repräsentiert durch die gewählten Abgeordneten des Reichstags.


  Grundwissen 9. Klasse

1. Nationalsozialismus und zweiter Wetlkrieg

1929: Weltwirtschaftskrise

  • "Black Friday" (Börsenkrach am 25. Oktober 1929 in New York)
  • Folgen: Konkurse, Anstieg der Arbeitslosen, politische und soziale Krisen in den US-Staaten

30.01.1933: Hitler wird Reichskanzler

  • NSDAP ging 1932 als stärkste Partei hervor
  • Hitler wurde von den Reichspräsidenten Hindenburg zum Reichskanzler ernannt um die politischen Ziele der NSDAP zu verfolgen
  • NSDAP war in den folgenden Jahren in der Minderheit, doch Hitler hielt "scheinbar" auf legalem Weg die Position

1933: "Ermächtigungsgesetz"

  • Definition: "Das Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich"
  • Gewaltenteilung (Exekutive, Judikative, Legislative) konnte dadurch aufgelöst werden, da es keine Bindung ans Parlament gab
  • Folge: Uneingeschränkte Macht der Regierung, Grundrechte können umgehen werden

9./10.11.1938: Pogromnacht ("Reichskristallnacht")

  • öffentliche Entrechtung und Verfolgung der Juden
  • jüdische Geschäfte und religiöse Einrichtungen wurden zerstört
  • Folgen: Existenztot der meisten Juden

01.09.1939: Beginn des zweiten Weltkrieges

  • Überfall auf Polen
  • Polen hatte mit Großbritannien und Frankreich eine Bündnis
  • Folge: Großbritannien und Frankreich erklärten Deutschland den Krieg

20.07.1944: Attentat auf Hitler (Stauffenbergattentat)

  • wurde im "Kreisauer Kreis" schon lange geplant
  • Gruppenmitglieder: Graf Schenk von Stauffenberg, Carl Gördeler, Graf James von Moltke
  • Hitler überlebte
  • Widerstand wurde dadurch erheblich geschwächt

8./9.05.1945: Bedingungslose Kapitulation

  • Umklammerung Berlins durch sowjetische Truppen
  • Daraufhin: Selbstmord Hitlers
  • Das dritten Reich ging mit der Unterzeichnung der Kapitulation unter

Antisemitismus

  • Antijüdische Bewegung seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
  • knüpfte an die mittelalterliche und antike Judenfeindschaft an
  • Bestandteil der NS-Ideologie
  • Juden waren somit im dritten Reich weniger wert

Drittes Reich

  • Bezeichnung für das nationalsozialistische Deutschland
  • 1. Reich: Heilige römische Reich (962-1806)
  • 2. Reich: Deutsches Kaiserreich (1871-1918)
  • 3. Reich und somit laut des Nationalsozialismus das vollendete Reich (1933-1945)

Gleichschaltung

  • politisches Schlagwort aus der Zeit der nationalsozialistischen Machtergreifung
  • Ziel: Die gesamte Bevölkerung in ihrem Denken und Handeln auf die Ziele der NSDAP einzuschwören, Aufhebung des Pluralismus
  • Verbot zahlreicher Institutionen und Organisationen

Konzentrations- und Vernichtungslager

  • Massenlager, in denen Menschen, die nicht dem ideologischem Bild des Nationalsozialismus entsprachen, in Haft genommen, misshandelt und ermordet wurden
  • 1938: Gefangene wurden für die Rüstungsindustrie eingesetzt
  • 1941: Eröffnung der Vernichtungslager im Osten
  • 5 bis 6 Millionen Menschen wurden bis 1945 in den Massenlager umgebracht

Machtergreifung

  • beschreibt die politische Veränderungen seit 1933 bis 1934
  • 1. Schritt: Ernnenung Hitlers zum Reichskanzler (30. Januar)
  • 2. Schritt: Reichstagsbrandverordnung (28. Februar)
  • 3. Schritt: Ermächtigungsgesetz (23. März)
  • 4. Schritt: Gleichschaltungsgesetze (Frühjahr 1933)

Münchner Abkommen

  • Großbritannien und Frankreich stimmten die Abtretung von tschechoslowakischen Grenzgebieten an Deutschland zu
  • Großbritannien und Frankreich erhofften sich dadurch keine Gebietsansprüche von deutscher Seite

Nationalsozialismus

  • Rechtsradikale politische Bewegung und Ideologie, die 1933 zum Aufbau einer Diktatur und zum Verlust der demokratischen Freiheiten in Deutschland führte
  • Elemente des Nationalsozialismus sind Rassismus und Expansionismus

Nürnberger Gesetze

  • Ausgrenzung und Entrechtung der Juden
  • Verbot sich mit Juden zu paaren sonst gibt es Strafen

Systematische Vernichtung der Juden (Holocaust, Shoah)

  • 1. Schritt: Nürnberger Gesetze (Entrechtung und Ausgrenzung der Juden)
  • 2. Schritt: Pogromnacht (Verfolgung und Enteignung)
  • 3. Schritt: Ermordung der Juden durch Vernichtungslagern (das bekanntester ist in Auschwitz)
  • Vernichtung der Juden wurde als "Endlösung" verschleiert

Widerstand

  • Früher: Widerstand gegen staatlicher und kirchlicher Gewalt und Tyrannen
  • Heute: Teil der Menschenrechte seit den 20. Jahrhundert vor allem zur Rechtfertigung der Abwehr diktatorischer staatlicher Gewalt
  • verschiedene Widerstände gegen die NS-Herrschaft -> kein Erfolg

 

2. Deutschland in der Zeit des Kalten Krieges

1946: Bayrische Verfassung

  •  Dezember 1946: Inkraftsetzung der Verfassung des Freistaates Bayern (nach Volksentscheid und Zustimmung der Militärregierung)
  • Ziel: Schaffung einer Grundlage für einen demokratischen Rechtsstaat

24.5.1949: Grundgesetz

  • Inkraftsetzung des Grundgesetzes der Bundesrepublik (Inhalt: Grundsätze der Menschenwürde, des demokratischen Rechtsstaates und der Bundesstaatlichkeit)
  • seit 1990 (mit Veränderungen) gültig

1949: Gründung der beiden deutschen Staaten

  • Gründung von zwei Staaten auf deutschem Boden durch Besatzungsmächte 
    • 1. BRD: Aufbau eines parlamentarisch - demokratischen Staates
    • 2. DDR: Aufbau einer sozialistisch regierten Parteidiktatur der SED

17.6.1953: Aufstand gegen das DDR - Regime

  • Demonstationen gegen die SED - Führung
  • Niederschlagung durch sowjetische Truppen
  • Aufbau eines flächendeckenden Systems des "Spitzelwesens"
  • Fluchtwellen in die BRD und umliegende Gebiete

1961: Mauerbau

  • Errichtung einer Mauer zwischen Ostberlin und den Westsektoren zur Beendigung der Massenflucht
  • Mauer als Offenbarungseid des Zwangssystems
  • Mauer als Symbol der deutschen Teilung
  • ABER. innere Stabilisierung der DDR durch Mauerbau

Besatzungszonen

  • Aufteilung Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg in vier Besatzungszonen: USA, Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion
  • Teilung Berlins in vier Sektoren

Deutsche Frage

  • Problem einer nationalen Einheit der Deutschen nach der Aufteilung Deutschlands 1945
  • Herstellung einer deutschen Einheit 1990 erst nach jahrzehntelangen Ost - West - Konfrontationen

Entnazifizierung

  • Versuch der Siegermächte nach dem 2. Weltkrieg die deutsche Gesellschaft vom Nationalismus zu säubern
  • Maßnahmen: Verfolgung von Kriegsverbrecher, Umerziehung der Bevölkerung
  • Beendigung der Entnazifizierung durch "Schlussgesetze"

Flucht und Vertreibung

  • Flucht der deutschen Bevölkerung nach Westen aus Furcht vor der Sowjetarmee
  • planmäßige Umsiedlung der Deutschen aus Ungarn und der Tschechoslowakei 1946
  • Fluchtwelle aus der Sowjetunion in die westlichen Zonen

Konrad Adenauer (1876 - 1967)

  • 1917 - 1933: Mitglied der Zentrumspartei
  • häufige Verhaftungen in der NS - Zeit
  • 1946: Vorsitzender der CDU in britischen Zone
  • 1948/1949: Präsident des Parlamentarischen Rates
  • 1949 - 1963: Bundeskanzler
  • wichtigster Politiker in den Anfangsjahren der Bundesrepublik Deutschland

Potsdamer Konferenz

  • Vereinbarung der Großmächte Sowjetunion , USA und Großbritannien über die Teilung Deutschlands in vier Besatzungszonen und über die Teilung Berlins in vier Sektoren
  • Alliierter Kontrollrat und die jeweiligen Militärbefehlshaber fällen die Entscheidungen über Deutschland und die Besatzungszonen

Währungsreform

  • Einführung 1948 der Deutschen Mark (DM) von den Westalliierten in Berlin (West)
  • Einführung der DM - Ost in Berlin (Ost) von den sowjetischen Machthabern
  • Währungsreform ist ein wichtiger Faktor für die positive Entwicklung im Westen Deutschlands

Westintegration

  • Integration in die westliche Staatengemeinschaft nach der Gründung der BRD um Staatssouveränität zu erlangen
  • innere Unabhängigkeit 1955
  • Beitritt in das westliche Militärbündnis NATO

 

 3. Europa und die Welt in der Zeit des Ost-West-Konflikts

Blockbildung

nach 1945: Veränderte politische Struktur:

  • Ostblock (UdSSR + Verbündete)
  • Westblock (USA + Verbündete)


Kalter Krieg

1947-1990/91(Auflösung des Ostblocks): Auseinandersetzung zweier unvereinbar erscheinender Weltanschauungen mit ihren politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systemen

NATO-Vertrag (04.04.1949)

  • Wunsch der Unterzeichner: weltweiten Frieden, demokratische Grundrechte, kulturelles Erbe und Wohlstand ihrer Länder gemeinsam zu verteidigen
  • Verpflichtungen:
    • Weltfrieden nicht zu gefährden und internationale Konflikte ohne Gewalt zu lösen
    • einzelne und gemeinsame militäre Stärke, um die nationale Sicherheit der Bündnispartner zu gewährleisten (bei Angriff auf einen Staat, helfen die anderen, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen)

Warschauer-Vertrag (1955-1992)

  • ="Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand" zwischen der Sowjetunion und den meisten osteuropäischen Staaten
  • bilaterale Freundschafts- und Beistandspakte zwischen den Mitgliedsstaaten
  • Versprechen:
    • Beitrag zum weltweiten Frieden und zur diplomatischen Streitschlichtung
    • Angriff auf ein Land -> Beistand der anderen Länder
    • Staaten des Paktes beschicken aus den nationalen Streitkräften ein gemeinsames Kommando
    • Mitglieder müssen alle Maßnahmen unterstützen, die das Bündnis stark machen, um die friedliche Arbeit dieser zu sichern

Deutsch-französischer Friedensvertrag 1963

  • Ziel: Verbesserung der Beziehung zwischen beiden Ländern und möglichst gleichgerichtetes politisches Handeln
  • Mittel: regelmäßige gemeinsame Beratung der Regierungen über Außen- und Wirtschaftspolitik, sowie Fragen von gemeinsamen Interessen

Meilenstein für das Ende der Erbfeindschaft

Einigung Europas

  • zur Überwindung des Nationalismus und zur Verhinderung künftiger Kriege in Europa
  • 1.Phase: deutsch-französische Aussöhnung und Zusammenschluss gemeinsamer Organisationen zur Europäischen Gemeinschaft(EG)

Entkolonialisierung

  • Zweite Hälfte des 20.Jahrhunderts: Aufhebung kolonialer Herrschaft und Gründung unabhängiger Staaten in Asien und Afrika
  • Grund:
    • Selbstbestimmungsrecht aller Völker durch die Atlantik Charta (1941)
    • Schwächung der Kolonialmächte durch den 2. Weltkrieg
    • gebildete Elite der Kolonien, die Unabhängigkeitsbewegungen anführten
    • Kalter Krieg: Kampf der Blöcke um die Gunst der Dritte-Welt-Länder

viele Probleme für die jungen Staaten (z.B. Bürgerkriege, Überbevölkerung)

Nah-Ost-Konflikt

  • =Politische und militärische Auseinandersetzung zwischen Israel und arabischen Nachbarstaaten, sowie der palästinensischen Befreiungsorganisation(PLO)
  • Inhalt: staatliche Organisation des ehemaligen britischen Mandatsgebiet Palästina,das Existenzrecht des Staates Israel und den staatlichen Zusammenschluss der palästinensich-arabischen Bevölkerung

UNO

  • entstand 1945 als Nachfolgeorganisation des Völkerbundes
  • Hauptsitz: New York
  • 192 Mitglieder
  • Ziele:
    • Erhaltung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit
    • friedliche Streitschlichtung
    • freundschaftliche Zusammenarbeit der Mitglieder
    • Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten
  • Mitgliedsstaaten bekennen sich zum Gewaltverzicht, zur Vertragstreue, zur Gleichheit aller Staaten und zum Selbstbestimmungsrecht der Völker

 Grundwissen 10.Klasse

1.Auf dem Weg zum Ende des Ost-West-Konflikts

1961/62 Kubakrise

  • Konfrontation zwischen den USA und der Sowjetunion
  • durch die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf Kuba ausgelöst
  • Rücktransport der Raketen und Abbau der Abschussrampen und im Gegenzug Abzug der US-Raketen aus der Türkei als Lösung des Konflikts

Die „68er-Bewegung“

  • internationale politische und soziale Bewegung vorwiegend studentischer Gruppen mit Zielen wie Emanzipation, Teilhabe, Selbstbestimmung und Abbau von Hierarchien
  • Wirkungen und historische Bedeutung umstritten

Entspannungspolitik

  • nach der Phase des Kalten Krieges Vertragsabschlüsse in Fragen der Rüstungsbegrenzung und – kontrolle zwischen 1963 und 1979
  • Vereinbarungen in der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE)
  • => Entspannung zwischen den beiden Machtblöcken
  • ab der ersten Hälfte der 1980er Jahre erneute Verschärfung der Ost-West- Spannungen

Grundlagenvertrag

  • Vertrag vom 21. Dezember 1972 über die Grundlagen der Beziehung zwischen den beiden dt. Staaten
  • sollte den „gut nachbarlichen Beziehungen“ auf Grundlage der Gleichberechtigung dienen, u.a. durch Gewaltverzicht, Achtung der bestehenden Grenzen, Regelung praktischer und humanitärer Fragen

Ostverträge

  • von der Bundesregierung Brandt in den 1970er Jahren aufgrund der „neuen Ostpolitik“ geschlossene Verträge mit der UdSSR (Moskauer Vertrag), Polen (Warschauer Vertrag) und der Tschechoslowakei (Prager Vertrag)
  • Ziele ähnlich dem Grundlagenvertrag: Wandel durch Annäherung

 

2. Die Überwindung der Ost-West-Konfrontation

1989: Umbruch in Osteuropa

  • Beseitigung des sozialistischen Herrschafts- und Wirtschaftssystems in allen osteuropäischen Staaten
  • Gründe: innere Oppositionsbewegungen, KSZE-Ergebnisse, Reformpolitik Gorbatschows

9.11.1989: Öffnung der innerdeutschen Grenze

  • Öffnung der Grenzübergänge in Teilen der DDR (z.B. „Fall der Mauer“ in Berlin)
  • =symbolischer Schritt zur deutschen Einheit

ab 1985: Reformpolitik in der UdSSR

  • Massive Krisenerscheinungen in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft
  • Kurswechsel, ABER: Reformen scheitern an starren Herrschafts- und Wirtschaftsstrukturen
  • Systemauflösung = Voraussetzung für Demokratie und Marktwirtschaft!

Glasnost und Perestroika

  • Glasnost (Offenheit): Transparenz der Entscheidungen von Staat und Partei
  • Perestroika (Umbau): Modernisierung der KPdSU-Führungsrolle  führt zum Zerfall der Sowjetunion

 

3. Europa und die Welt nach dem Ende des Ost-West-Konflikts

1992 Vertrag von Maastricht

  • Februar 1992: 12 Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft unterzeichnen in Maastricht den „Vertrag über die Europäische Union“ (EU-Vertrag)
  • Vereinbarungen des Vertrags:
    • Binnenmarkt, Zollunion, gemeinsame Agrarpolitik, Wirtschafts- und Währungsunion
    • Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
    • Zusammenarbeit in der Innen- und Rechtspolitik

Osterweiterung der EU

  • Mit Ende des Ost-West-Konflikts 1989/90 und der Auflösung des „Eisernen Vorhangs“ in Europa stellt sich die Frage der Osterweiterung der EU um Staaten in Ost- und Südeuropa
  • Inzwischen ist die Osterweiterung Teil der Erweiterung der EU im gesamten „Rand-Europa“