Wiedererweckung eines toten Dichters: Jacobus Balde in Neuburg

Eine Lesung (nicht nur) für Kinder und Jugendliche
Projekt der Fachschaft Latein anlässlich der Langen Nacht der Museen in Neuburg

Schüler bei der Balde-Lesung

  Nur ganz wenigen Neuburgern dürfte der Name Jacobus Balde vertraut sein. Jacobus Balde, der größte literarische Star des Barock, ein Bestsellerautor, der nicht nur von Päpsten, sondern auch vom Sonnenkönig in Versailles begeistert gelesen und gefeiert wurde, ist fast völlig in Vergessenheit geraten, was nicht zuletzt daran liegt, dass er seine Werke meist auf Lateinisch verfasst hat. In Neuburg erinnert einzig eine Gedenktafel in der Hofkirche an den Jesuitenpater und Hofprediger des Pfalzgrafen Philipp Wilhelm.

In den letzten beiden Jahren hat Prof. emer. Wilfried Stroh mit zwei begeisternden Vorträgen in Neuburg eine kleine Balde- Renaissance eingeläutet. Richteten sich diese beiden Veranstaltungen vor allem an ein erwachsenes Publikum, so sollte der Dichter nun im Rahmen von zwei Lesungen, die anlässlich der Langen Nacht der Museen im Kongregationssaal stattfanden, hauptsächlich Kindern und Jugendlichen vorgestellt werden. Dazu hatte StRin Gabriele Kaps eine halbszenische Lesung zusammengestellt, die von acht Lateinschülerinnen und Lateinschülerin der 7. bis 10. Jahrgangsstufe vorgetragen wurde. Ausgehend von der Lebensbeschreibung des Jacobus Balde nach der Neuburger Jesuitenchronik des Jahres 1668, des Todesjahres des Dichters, wurde das Leben des Paters dargestellt und anhand von Anekdoten und geeigneten Textauszügen aus dem umfangreichen Werk Baldes illustriert. So erfuhren die Zuhörer auf unterhaltsame Weise nicht nur, dass Balde zur Zeit des Rubens der Begründer einer Schlankheitsbewegung, die den Anhängern am Tage des Jüngsten Gerichts von Vorteil sein sollte, war, sondern auch, dass die 17 Kinder des „Schwiegervaters von Europa“, wie Philipp Wilhelm später genannt werden würde, den Pater geradezu abgöttisch verehrten, auch wenn sich dieser manchmal mit ihnen Scherze erlaubte und Backpflaumenwunder zu vollbringen wusste. Ferner erzählten die Schülerinnen und Schüler vom griesgrämigen Donaugott, den Balde angeblich des Öfteren beim Blick aus seiner Kammer im Kloster, die heute als Elternsprechzimmer der Maria-Ward-Schule dient, erblickt haben wollte.

Darüber hinaus wurde mit der Lesung die Neuburger Provinzialbibliothek, die viele kostbare Balde-Schriften in ihrem Bestand hält, unterstützt. Dank der Spenden der Zuhörer konnten in den beiden Lesungen insgesamt 75 Euro erlöst werden, die der Restaurierung des Balde-Werks Jephtias, einer übrigens bislang noch nie aufgeführten, 10 Stunden dauernden Tragödie nach biblischen Motiven, gespendet wurden.

Es wäre schön, wenn im kommenden Jahr wiederum eine Balde-Lesung, wenngleich nicht der Jephtias, aus dem so reichen und ansprechenden Werk des Jacobus Balde stattfinden könnte.

Dr. Gabriele Kaps